Gemüsegarten, Kartoffeln, Selbstversorgung
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Warum Kartoffeln in der Selbstversorgung so wichtig sind

Juhu, die ersten Kartoffeln sind geerntet! Es gibt kaum etwas Besseres, als die ersten Tuffels auszugraben, ohne zu wissen, was einen unter der Erde erwartet, und sie mit nichts als einer Prise Salz und Öl angemacht in ihrer reinen Form zu genießen. Und was gibt es für einen besseren Anlass als die erste Kartoffelernte, um über diese tolle Knolle zu schwärmen? Heute gibt’s von mir 6 Gründe, warum die Kartoffel für die Selbstversorgung so wichtig ist.

1. Sattwerden

Den eigenen Bedarf an Obst und Gemüse zumindest während der warmen Monate zu decken, ist nicht besonders schwer. Ich würde behaupten, dass das innerhalb von zwei Jahren machbar ist, wenn einem genug Gartenfläche zur Verfügung steht. Obst und Gemüse sind zwar super lecker und wertvolle Vitamin- und Mineralstofflieferanten, aber kalorienmäßig kommt da nicht so viel rum. Wer sich also selbstversorgen und auch satt werden will, ist mit Kartoffeln gut dabei. Sie werden nicht umsonst als Sättigungsbeilage bezeichnet. A pro pos Beilage: Dass die Kartoffel vom Hauptgericht zur Beilage degradiert wird, ist ein neuer, aber scheinbar unaufhaltsamer Trend. Im 19. Jahrhundert lag der Pro-Kopf-Verzehr noch bei 300 kg im Jahr, heute sind es kaum noch 50 bis 60 kg.

 

2. Einfach anzubauen und zu verarbeitenKartoffeln-Anbauen-Gemüsegarten-Selbstversorgung

Kartoffeln anzubauen ist nicht schwer und wenig arbeitsintensiv. Im Gegensatz zu Getreie müssen Kartoffeln weder gedroschen noch entspelzt oder gemahlen werden. Das macht den Anbau von Getreide zur Selbstversorgung so kompliziert, denn Dreschen und Entspelzen ohne entsprechende Maschinen ist sehr aufwändig. Den Anteil von Kartoffeln in der eigenen Ernährung zu erhöhen, kann also eine große Arbeitsersparnis bedeuten und den Anteil der selbst angebauten Lebensmittel drastisch steigern, wenn man mit Kartoffeln einen Teil des Getreides ersetzt. Denn die allermeisten Selbstversorger kaufen Getreide lieber, als sich damit abzuplacken.

3. Beete mit Kartoffeln anlegen

Kartoffeln eignen sich sehr gut, um frisch angelegte Beete zu bepflanzen. Sie lockern den Boden, unterdrücken das Unkraut und werfen auch in einem neu angelegtem Mulchbeet noch ganz passable Erträge ab. Wer mehr dazu wissen will: Hier erkläre ich genau, wie wir Mulchbeete anlegen.

Selbstversorgung mit Kartoffeln

4. Wintervorrat

Kartoffeln lagern dunkel und bei 5-9°C. Bedingungen, die fast jeder in seinem Keller vorfindet. Die Knollen am besten in Leinensäcke oder Holzkisten packen und nie unter Luftabschluss gelagert werden. Außerdem sollten sie den eingelagerten Äpfeln auf keinen Fall zu nahe kommen. Äpfel sondern nämlich Ethylen ab, das die Kartoffeln schneller verderben lässt. Wer das beachtet, sollte keine Schwierigkeiten haben, die eigene Kartoffelernte zu lagern und sie so fast das ganze Jahr über zur Verfügung zu haben.

5. Vollwertig

Kartoffeln enthalten neben sättigenden Kohlehydraten auch die Vitamine C, B1, B2 und B6, sowie Folsäure, Kalium, Phosphor und Magnesium. Die Vitamine ballen sich vor allem im Innern der Kartoffel, man muss also keine Sorge haben, dass sie beim Pellen verloren gehen. Der Vitamingehalt schwankt aber je nach Zubereitungsart. Die meisten Vitamine bleiben erhalten, wenn man Bratkartoffeln aus rohen Kartoffeln macht. Wer aber die Mineralstoffe erhalten will, sollte seine Kartoffeln mt Schale essen, denn in der Schale ist die Mineralstoffkonzentration am höchsten.

6. Vielseitig

Kartoffelbrei, Rösti, Kartoffelbrot, Kartoffelsuppe, Kartoffelpuffer, Kartoffeltörtchen, Croquetten, Pellkartoffeln, Chips, Kartoffelauflauf, Bratkartoffeln, Pommes, Ofenkartoffeln, Kartoffelsalat, Ratatouille, Kartoffelgratin, Klöße… Mehr muss ich dazu wohl nicht sagen.

Selbstversorgung mit Kartoffeln

Fläche berechnen

Pro Quadratmeter kann man mit einem Ertrag von 3 bis 3,5 kg Kartoffeln rechnen. Den heute üblichen Bedarf von 60 kg pro Person kann man auf nur 19 Quadratmetern Kartoffelacker selbst anbauen. Bei einer Kartoffel-basierten Selbstversorgung gehe ich aber mal von den 300 kg aus, die im 19. Jahrhundert üblich waren. Das ergibt eine Fläche von ca. 92 Quadratmetern pro Nase. Plant man Verluste ein und will obendrein Saatkartoffeln gewinnen, um sie im nächsten Jahr wieder auszupflanzen, ist man bei rund 120 Quadratmetern. Das ist ziemlich überschaubar. Wenn man außerdem bedenkt, dass Kartoffeln innerhalb von 90 bis 110 Tagen erntereif sind und man sie dementsprechend auch zweimal hintereinander anbauen kann, sehen die Zahlen noch viel besser aus.

Fruchtfolge

Wer viele Kartoffeln anbauen will, muss sich bewusst sein, dass er Probleme mit der Fruchtfolge bekommt, wenn der Kartoffelacker größer als 1/5 der gesamten Ackerfläche ist. Kartoffeln brauchen nämlich eine Anbaupause von mindestens 5 Jahren, bevor sie wieder auf dem gleichen Stück Land wachsen sollten. Aber zum Glück gibt es ja noch viele, viele andere Pflanzen, die man anbauen kann, sodass das kein Problem darstellen sollte.

Zum Schluss noch ein Tipp zur richtigen Ernte: Wer seine Kartoffeln lagern will, lässt sie am besten nach der Ernte noch für ein, zwei Stunden auf der Erde liegen, damit sie abtrocknen können und eine festere Schale bilden. Dadurch sind sie deutlich besser lagerbar. Aber Vorsicht: Bereits nach wenigen Stunden am Sonnenlicht fangen Kartoffeln an, Solanin zu bilden. Also daran denken, sie rechtzeitig in den Keller zu bringen.

Spielt die Kartoffel in deiner Selbstversorgung auch so eine große Rolle? Was sind deine Lieblingssorten? Hast du schonmal Getreide selbst angebaut?

9 Kommentare

  1. Heike sagt

    Hallo, Anbaupause von 5 Jahren interpretiere ich so, dass ich erst im sechsten Jahr wieder Kartoffeln anbauen sollte? Also habe ich nur ein Sechstel meiner Beete dafür zur Verfügung? Und 2x direkt hintereinander anbauen im selben Jahr, da gibt es keine Probleme mit Nährstoffen, Krankheiten, Schädlingen?

    • Luci sagt

      Hallo Heike,
      ganz genau :)
      Im selben Jahr können die Kulturen im gleichen Jahr angebaut werden. Kartoffelkäfer beispielsweise überwintern im Boden und befallen die Kartoffeln auf dem gleichen Beet im nächsten Jahr schneller. Unteranderem deswegen ist es besser, eine Anbaupause von 5 Jahren einzuhalten.
      Ich hoffe, ich konnte dir den Unterschied gut erklären.
      Liebe Grüße
      Luci von Wurzelwerk

  2. Laura sagt

    Hallo Marie,
    Ich baue total gerne Kartoffeln an, bisher allerdings immer nur auf kleinen Flächen, da ich sie nicht gut lagern kann. Gibt es da einen guten Tipp? Ich denke in unserem Keller ist es zu warm (10 Grad etwa)? Egal wie ich es bisher versucht habe, irgendwann fangen sie doch an zu Keimen… oder gibt es Möglichkeiten der Erdmiete?
    Und macht man sozusagen zwei Ernten übers Jahr?
    Viele Grüße, Laura

  3. Gina sagt

    Wir essen auch sehr viele Kartoffeln, aber wir haben noch nie welche im Garten gehabt. Das werde ich sicherlich nächstes Jahr probieren. Es ergibt viel Sinn sie selber anzubauen, weil Getreide so aufwendig ist. Danke für die Ideen! Das mit dem Beet anlegen wusste ich gar nicht.

  4. Wir haben dieses Jahr mit der alten Sorte „Violetta“ experimentiert. Lila Kartoffelbrei, das war der Hit! :)

  5. Anna Laura sagt

    Nicht nur die Gerichte, die man aus Kartoffeln herstellen kann sind vielfältig, sondern auch die Sorten an sich. Die schmecken ja wirklich unterschiedlich, aber das merkt man nicht, wenn man nur die aus dem Supermarkt kennt, die alle gleich aussehen und schmecken. Aber es gibt so viele unterschiedliche Formen, Farben und Konsistenzen. Ich liebe Kartoffeln!

  6. Leo sagt

    Hallo Marie,
    wir haben uns letztes Jahr am Getreideanbau probiert und mit einer Maschine gedroschen, die ich nach Anleitungen aus dem Buch „Mini Farming“ gebaut habe. Es ist wirklich sehr viel Arbeit. Dieses Jahr gibt es wieder mehr Kartoffeln. Wir essen viele Kartoffeln und ich bin da ganz deiner Meinung. Eine ähnliche Qualität von Essen wie Getreide, aber viel leichter selbst anzubauen.
    Übrigens: toller Blog! Ich komme immer wieder gerne her, um ein wenig zu schmökern und die eine oder andere gute Idee abzugreifen.
    Grüße aus dem Elbsandsteingebirge,
    Leo

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