Gemüsegarten, Kartoffeln
Kommentare 30

Kartoffeln pflanzen ohne Umgraben: So funktioniert’s!

Sie ist sowas von vielseitig und aus keinem Selbstversorgergarten wegzudenken: Die Kartoffel. Es ist definitiv kein Geheimnis, ich bin ein Riesenfan von ihr! Gleichzeitig bin ich aber auch absolut überzeugt davon, meine Beete nicht umzugraben.

Wie passt das zusammen, wenn man eine Pflanze anbauen möchte, deren Knollen unter der Erde wachsen?

Um das herauszufinden, habe ich lange an einer Methode getüftelt, Kartoffeln ganz ohne Umgraben anzupflanzen. Denn den Kartoffelanbau und meine No-Dig-Beete habe ich lange nicht so recht unter einen Hut bekommen.

Hier erfährst du, welche Methode mich überzeugen konnte! Wenn du deine Kartoffeln nach dieser Anleitung pflanzt, kannst du richtig dicke Knollen ernten und gleichzeitig deinem Boden etwas Gutes tun. Jippieh! :)

Merk dir diesen Artikel auf Pinterest!

Eine Ode an die Kartoffel

An dieser Stelle muss ich es einfach nochmal loswerden: Die Kartoffel wird immer wieder unterschätzt, dabei ist sie so eine tolle Knolle! Ob Kartoffelgratin, Ofenkartoffeln, Pommes, Kartoffelstampf, Gnocchi, Pellkartoffeln, Schupfnudeln, Kartoffelsuppe, Brat-, oder Salzkartoffeln – es gibt unzählige Gerichte, die ohne Kartoffeln undenkbar wären!

Kartoffeln aus dem eigenen Garten sind für uns ein absolutes Basic und Must-have. Denn sie sind nicht nur super gesund, sondern machen auch richtig satt. Reis oder andere Getreide erfüllen diese Aufgabe zwar auch, sind zum Großteil aber leider nicht so gut geeignet, um sie im eigenen Garten anzubauen. Da bleibt die Kartoffel der unangefochtene Champion. Go Kartoffel, go!

Warum es für eine funktionierende Selbstversorgung so wichtig sind, Kartoffeln zu pflanzen, habe ich in diesem Artikel auch nochmal ausführlich beschrieben:

Warum Kartoffeln in der Selbstversorgung so wichtig sind

Da wir versuchen, so viel wie möglich von dem, was wir essen, selber anzubauen, pflanzen und essen wir super viele Kartoffeln. Da man sie so vielfältig zubereiten kann, fühle ich mich dadurch beim Kochen auch gar nicht eingeschränkt. Sogar die Chips für einen gemütlichen Abend auf dem Sofa kann ich ganz einfach selber machen. ;)

Gerade weil ich sooo viel Beetfläche mit meinen Kartoffelpflanzen belege, ist es mir aber auch super wichtig, herauszufinden, wie das ohne Umgraben gelingen kann.

Übrigens: Wusstest du, dass ich auch auf YouTube unterwegs bin? Hier ist die Video-Version dieses Artikels:

Unruhestifter: Kartoffeln bringen dich dazu, umzugraben

Gärtnern ohne Umgraben hat so viele Vorteile. Zum Beispiel wächst in deinen Beeten dann auf natürliche Weise kaum noch Unkraut, du musst viel weniger gießen und dein Boden wird super fruchtbar*.

Wenn du wissen willst, wie wir unsere „Nicht umgrabe-Beete“ anlegen, komm gerne in meinen Video-Minikurs, das Gemüsegarten-Bootcamp! Im zweiten Video zeige ich dir, wie du Beete ohne Umgraben anlegst.

Warum ist es bei Kartoffeln überhaupt so eine große Herausforderung, sie ohne Umgraben anzupflanzen? Gute Frage! Bei anderem Gemüse geht das schließlich wunderbar. Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, schauen wir uns am besten mal den klassischen Kartoffelanbau an.

Dabei pflanzt man die Kartoffeln in Furchen, die man vorher ins Beet zieht. Diese harkt man dann zu und wartet, dass die Kartoffelpflänzchen an der Oberfläche erscheinen. Von da an häufelt man regelmäßig die Erde von links und rechts auf die Kartoffelreihen, bis eine regelrechte Hügellandschaft entsteht.

Das hört sich nach ziemlich viel zusätzlicher Arbeit an. Wozu ist das ganze also gut? Noch eine gute Frage! Dafür muss ich ein bisschen weiter ausholen: Hier kommt ein kleiner Exkurs in die Geschichte und Botanik der Kartoffel.

Das kannst du dir nicht träumen lassen…

Kartoffeln gehören zu den Nachtschattengewächsen. Der Name hört sich nicht nur schön an, sondern ist auch ganz schön verwirrend. Denn er kommt nicht etwa daher, dass die Pflanzen nachts blühen oder gerne im Schatten wachsen, nein. Das Wort „Nachtschatten“ kommt von „Nachtschaden“, was ein altdeutsches Wort für Albträume ist.

Zu der Zeit, als das Wort noch genutzt wurde, hielten die Menschen Albträume für böse Ohmen. Um sie wieder loszuwerden, braute man Mixturen aus allerlei Pflanzen. Diese verabreichte man den geplagten Menschen, damit die wieder ruhig schlafen konnten.

Für diese Mixturen mussten nicht nur heimische Kräuter und Beeren herhalten, auch Nachtschattengewächse landeten im Kessel. Sie bilden nämlich in ihren grünen Pflanzenteilen Solanin aus. Das sollte angeblich gegen die schlechten Träume helfen.

Ob das funktioniert hat? Sehr fraglich. Was wir aber mit Sicherheit wissen ist, dass Solanin ziemlich giftig ist und Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen hervorruft. Also esst bitte keine grünen Kartoffeln! Weder roh noch gekocht. Auch nicht, wenn ihr Albträume habt! ;)

Lieber einen grünen Daumen als grüne Kartoffeln

Aber wieder zurück zum Kartoffelanbau, bevor ich weiter um den heißen (Kartoffel)Brei herumrede. Die Sache ist nämlich die: Kartoffeln werden erst dann grün und bilden das giftige Solanin, wenn sie Licht abbekommen. Das kann entweder in deiner Vorratskammer passieren oder eben auch, wenn die Kartoffeln nicht tief genug in der Erde wachsen.

Übrigens: Wenn du in deinem Vorratsschrank öfter mal grüne Kartoffeln findest, dann wirf sie nicht weg, sondern lies hier, was du am besten mit ihnen anstellst:

Grüne Kartoffeln nicht wegschmeißen: Mach das stattdessen!

Du kannst allerdings auch vermeiden, dass es überhaupt so weit kommt. Dafür solltest du deine Kartoffeln vom Licht fernhalten. Im Beet passiert das klassischerweise durch ein regelmäßiges Häufeln. Aber das führt eben auch dazu, dass du deinen Boden total durchmischst. Und das finden die Bodenlebewesen gar nicht gut, und ziehen lieber anderswohin.

Ich habe viele Versuche gestartet, Kartoffeln an der Bodenoberfläche anzubauen, ohne den Boden dabei auf den Kopf zu stellen. Das Experimentieren hat meistens aber nur in viele grünen Kartoffeln und Frust geendet. Eine Methode hat aber tatsächlich funktioniert, und ich bin ganz begeistert von ihr!

# Schritt 1: Kartoffeln Pflanzen

Zum Pflanzen ziehst du eine schmale Furche. Dafür kannst du eine Seite deines Rechens nutzen. Die Furche sollte 8-10 cm tief sein*. Dort legst du dann deine vorgekeimten Kartoffeln hinein. Die Furchen verschließt du anschließend vorsichtig und gießt kräftig an.

Mit dieser Methode kannst du deine Kartoffeln etwas enger pflanzen, als das normalerweise der Fall ist. Ich empfehle dir einen Reihenabstand von 60 cm. Innerhalb einer Furche lässt du ca. 30 cm Platz zwischen zwei Kartoffeln.

# Schritt 2: Häufeln – die Sparversion

Wenn deine Kartoffelpflanzen ca. 15 cm hoch sind, kannst du sie in den folgenden Wochen ein bis zweimal mit etwas zusätzlichem Kompost anhäufeln. Das ist wichtig, damit die Kartoffeln von genug organischem Substrat umgeben sind, aus dem sie ihre Nährstoffe beziehen. Sonst bleiben die Knollen klein.

#3: Mulchen, mulchen, mulchen

Nun trägst du regelmäßig eine dicke Schicht Mulch auf die Kartoffelreihen auf, links und rechts von den Pflanzen. Dabei ist es gar nicht schlimm, wenn du die unteren Blätter bedeckst. Dieser Schritt ist besonders wichtig, denn nur mit ausreichen Mulch sperrst du das Sonnenlicht erfolgreich aus deinem Kartoffelbeet aus.

Zum Mulchen kannst du Hackschnitzel, Rasenschnitt, Laub, oder Stroh verwenden. Oder eine Mischung aus mehreren dieser Materialien. Heu eignet sich nicht so gut, da es in der Regel viele Samen enthält. Und du willst ja kein Unkraut aussäen! ;)

Wenn Schnecken oft zum Snacken in deinen Beeten vorbeischauen, dann nimm lieber nur Holzhackschnitzel. Die mögen sie nämlich nicht so gerne. In den anderen Materialien legen Schnecken auch schon mal gerne ihre Eier ab. Und einen Schnecken-Kindergarten brauchen wir nun wirklich nicht im Kartoffelbeet!

#4: Die Kartoffelernte

Normalerweise ist besonders die Kartoffelernte*der Moment, in dem ich mein Beet verwüste. Aber mit dieser Methode hat es tatsächlich ganz ohne Chaos geklappt!

Du schiebst dazu zunächst den Mulch zur Seite, denn Mulch und Kompost solltest du möglichst nicht vermischen. Dann lockerst du dein Beet leicht mit einer Grabegabel auf. Sei aber vorsichtig, damit du die Kartoffeln nicht anpiekst!

Nun solltest du die Kartoffelpflanzen vorsichtig aus dem Boden ziehen können, mitsamt den neuen Knollen. Vergiss nicht, die Mutterknolle auszusortieren. Die ist nicht mehr genießbar und kann deine gesamte Ernte faulen lassen, wenn du sie zusammen mit den neuen Kartoffeln einlagerst.

Jetzt musst du dich nur noch entscheiden, wie du deine Kartoffeln zubereiten willst. Ich bekomme immer schon richtige Glücksgefühle, wenn es die ersten selbstgeernteten Kartoffeln – einfach nur mit Butter und etwas Salz bestreut – gibt. Mmmhhhhh…

Kleiner Tipp: Behalte dir genügend schöne Kartoffeln als Pflanzkartoffeln fürs nächste Jahr zurück – besonders von deiner Lieblingssorte!

Und bis dahin? Wie wäre es mal wieder mit einer Runde Sackhüpfen? Auch so mancher Couchpotato soll dafür die Pantoffeln schon gegen Gummistiefel eingetauscht haben. Also, worauf wartest du noch? Ab in den Garten! :)

Und während die Kartoffeln draußen fröhlich vor sich hin wachsen, kannst du hier weiterschmökern:

Die besten Kartoffelsorten für deinen Garten!

Süßkartoffeln pflanzen, anbauen & ernten: Der komplette Guide!

Kartoffeln im Winter pflanzen für eine super frühe Ernte!

Wie hast du bisher deine Kartoffeln angebaut? Probierst du dieses Jahr auch die No-Dig-Methode? Erzähl mir davon in den Kommentaren! :)

*Werbung

30 Kommentare

  1. Susanne Pikart sagt

    Liebe Marie und Wurzelwerk-Team,

    verbleibt das Wurzelwerk der Kartoffel im Permabeet?

    Ich möchte das Erdreich nicht zu sehr umdrehen, es ist aber stark von den Kartoffeln durchwurzelt, die ich einzeln ausgraben muss.

    Freue mich über eine kurze Antwort, weil die Kartoffeln nun komplett rausmüssen.

    Herzlichen Gruß von Susanne

    • Saskia Wurzelwerk sagt

      Hallo liebe Susanne, grundsätzlich ist es super die Wurzeln in der Erde zu lassen. Bei den Kartoffeln ziehst du aber eigentlich die Pflanze heraus, um die Knollen zu entfernen. Du kannst natürlich auch versuchen sie so auszubuddeln, aber in dem Fall ernten wir die ganze Pflanze. ;)
      Liebe Grüße :)

  2. Stefanie sagt

    Liebe Marie
    Danke für den tollen Beitrag!

    Ich habe ein Feldstück zur Verfügung (3m x10m). Leider ist es noch kein Beet. Wie würdest du dort Kartoffeln anpflanzen? Mit Karton auslegen, Löcher rein machen und Kartoffel setzen und 10cm Komposterde darauf? Oder das ganze ohne Löcher im Karton? Oder sollte ich eine Furche graben und Karton nur dort auslegen, wo keine Gräser wachsen sollen? So wäre der Boden lockerer, so dass die Kartoffeln besser wachsen könnten? Ich wäre sehr dankbar um einen Tipp 😉.

    Ich wohne in einem schweizer Bergdorf in Gstaad auf 1000müM. Wann würdest du die Kartoffeln anpflanzen?

    Liebe Grüsse Stefanie

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert