Selbstversorgung
Kommentare 11

Wie viel Arbeit macht Selbstversorgung? Unsere Erfahrungen als Selbstversorger!

Ich arbeite Vollzeit im Büro und versorge meine Familie nebenbei mit Gemüse, Obst, Milch, Eiern, Fleisch und Milchprodukten aus unserem Garten bzw. von unseren eigenen Tieren selber. Und wie man Selbstversorgung und Vollzeitjob unter einen Hut kriegt, das zeige ich euch in diesem Blogpost. :)

Ich habe als Reaktion auf mein letztes YouTube-Video einige Nachrichten bekommen, die ungefähr so lauteten:

„Liebe Marie, wenn du den ganzen Tag im Garten sein und es dir leisten kannst, nicht zu arbeiten, schön und gut. Aber für normale Leute mit Vollzeitjob wäre das alles ja gar nicht möglich.“

Da musste ich ehrlich gesagt ein bisschen schmunzeln. Ich weiß, dass viele Leute denken, dass Selbstversorgung sehr, sehr, sehr aufwändig ist. Aber ich dachte nicht, dass ihr denkt, dass ich den ganzen Tag in meinem Garten bin.

Das Gegenteil ist nämlich der Fall.

Aber bevor es richtig losgeht, hier noch ein kleiner Hinweis: Wenn du lieber Videos schaust als Texte zu lesen, ist hier die YouTube-Version des Artikels:

Selbstversorger sein und Vollzeit arbeiten?!

Ich arbeite um die 60 bis 70 Stunden die Woche im Büro – also fast doppelt so viel, wie man mit einem normalen Vollzeitjob arbeitet – weil ich eine eigene Firma habe, ich habe mehrere Mitarbeiter und na ja… Falls irgendwer von euch selbstständig ist, wisst ihr wahrscheinlich, wie das eben so ist. ;) Es ist schwer, abends mit der Arbeit aufzuhören, weil es einfach immer noch viel mehr zu tun gibt.

Und weil ich so wahnsinnig viel Spaß an meiner Arbeit habe, würde ich mich darüber auch nie beschweren. Aber ich finde, es ist ein guter Anlass, um mal darüber zu sprechen, wie viel Arbeit Selbstversorgung denn wirklich macht.

Ich kann natürlich nur über das sprechen, was wir machen, auf dem Level, wie wir es machen. Also Obst, Gemüse, Eier, Milchprodukte und Fleisch. Wir bauen kein Getreide an und keine Ölfrüchte.

Die Selbstversorgung ist für uns wirklich nur eine Art Hobby, das nebenher läuft, und es ist auf keinen Fall so, dass wir den ganzen Tag im Garten verbringen würden. Wir müssen eben auch Geld verdienen, um unsere Miete zu bezahlen. Es ist wirklich nicht so, dass ich ständig im Garten wäre, auch wenn das wunderschön wäre. Die Zeit im Garten und bei den Tieren ist eher ein Ausgleich ist für die Zeit im Büro.

Und damit will ich auf keinen Fall behaupten, dass Selbstversorgung leicht wäre oder dass es überhaupt keine Arbeit machen würde. Es ist verdammt harte Arbeit. Wenn ihr den letzten Artikel noch nicht gelesen habt über unsere Tops und Flops im Selbstversorgerjahr 2019, dann schaut gerne mal vorbei. Da erzähle ich euch nämlich, wie viel dieses Jahr bei uns absolut schiefgegangen ist, und da werdet ihr auch merken, dass es wirklich keine rosa Blümchenwelt ist, in der wir leben.

Aber es ist auch nicht so, dass uns das den ganzen Tag auf Trab halten würde.

Natürlich gibt es Ausnahmen: Zum Beispiel, wenn eines unserer Tiere krank ist. Das kann natürlich immer vorkommen. Dann gehe ich natürlich mehrmals am Tag zu ihm und tue alles, damit es wieder gesund wird. Aber im Alltag ist es wirklich nicht so, dass wir den ganzen Tag über mit unserer Selbstversorgung beschäftigt wären.

Und weil ich das selber auch ganz spannend fand, habe ich einfach mal eine Woche mitgeschrieben, wie viel Zeit denn welche Selbstversorger-Aufgaben kosten, damit wir wirklich auf die Stunde genau schauen können, wie viel Arbeit Selbstversorgung denn wirklich macht:

So viele Stunden brauchen wir in der Woche für die Selbstversorgung

Die Ziegen wollen jeden Tag also versorgt und gemolken werden, dafür brauche ich ungefähr 20 Minuten. Wir melken eine Ziege und haben zurzeit insgesamt drei Ziegen. Da fallen Aufgaben an wie Heu füttern, sie wollen natürlich jeden Tag frisches Wasser bekommen, im Sommer muss man statt Heu füttern den Zaun umstellen, damit sie neue Weiden abfressen können, und dann natürlich das Melken selbst, das mich mich ungefähr fünf bis zehn Minuten am Tag „kostet“.

Dann will die Milch natürlich verarbeitet werden, dafür sammele ich immer drei Tage lang Milch, um dann mit einer größeren Menge Milch Käse und Joghurt herzustellen. Je nachdem, welchen Käse ich mache, braucht das unterschiedlich lang. Der Chèvre, den wir alle so lieben, ist super schnell gemacht, das dauert keine fünf Minuten.

Natürlich muss der Käse zwischen den einzelnen Arbeitsschritten immer wieder ruhen oder abtropfen, aber in der Zeit kann ich mich ja auch anderen Dingen zuwenden. ;)

Andere Käse, wie Mozzarella, sind aufwändiger. Im Schnitt komme ich so alle drei Tage auf 20 Minuten für die Milchverarbeitung.

Dann muss ich die Hühner füttern und den Stall auf- und zumachen, da komme ich auf ungefähr zehn Minuten am Tag.

Einmal die Woche miste ich alle Ställe aus, das kostet nochmal ungefähr eine Stunde in der Woche.

Wir backen außerdem alle zwei bis drei Tage unser phänomenal leckeres Sauerteigbrot. Das dauert ungefähr 40 Minuten. Natürlich backt das Brot länger, aber die Zeit, wo wir wirklich was dafür tun müssen, wie den Teig kneten oder Mehl zu mahlen, beträgt ungefähr 40 Minuten.

Und unser Selbstversorger-Garten – das wird wahrscheinlich einige von euch erstaunen – braucht ungefähr drei Stunden in der Woche. Das ist erstaunlich wenig, und ich muss ehrlich sagen:

Das war auch nicht immer so. Am Anfang war das noch deutlich mehr Arbeit, eher um die 15 Stunden die Woche. Damals hatten wir einfach noch weniger Erfahrung und haben auch noch nicht nach dem 3-Phasen-Gartensystem gegärtnert, wie wir es jetzt machen.

Und dann kommen wir nochmal auf ungefähr eine Stunde die Woche zum Haltbarmachen der Ernte, also um Sachen zu einzukochen, einzulagern, zu fermentieren, damit wir im Winter immer noch das ganze gute Sommergemüse essen können. :)

Wenn man das alles zusammenrechnet, dann kommen wir auf 590 Minuten. Das sind nicht mal zehn Stunden die Woche! Das ist wirklich wirklich machbar.

Merk dir diesen Artikel auf Pinterest, damit du ihn später wiederfindest!

Ihr könnt es euch denken: Die Zahlen, die ich da für den Garten und fürs Haltbarmachen angesetzt habe, variieren natürlich im Jahresverlauf. Beim Garten gar nicht so arg, weil wir auch im Winter sehr viel gärtnern. Unser Garten wird wirklich das ganze Jahr über genutzt.

Aber es gibt diese Stoßzeiten, zu denen ganz viel gesät und gepflanzt werden muss, und dann die Erntezeit im Sommer, zu der auch ganz viel haltbar gemacht wird, deswegen habe ich dafür Zeiten angenommen, die ein Durchschnittswert darstellen.

Selbstversorger-Projekte angehen: Das Vorab-Investment

Natürlich stehen manchmal auch größere Aktionen an, wie ein Stall zu bauen oder einen Garten anzulegen. Das sind dann erst einmal größere „Brocken Arbeit“, die am Anfang jedes Projektes anstehen, weil man Infrastrukturen schaffen muss, damit die Selbstversorgung überhaupt erst möglich ist.

Das gehört natürlich auch dazu.

Das heißt, man muss schon damit rechnen, dass man an den Wochenenden öfters mal mit ein paar Leuten zusammen irgendetwas „wuppt“ und ein neues Projekt auf die Beine stellt.

Aber letztendlich ist es wirklich nicht viel Zeit, die uns die Selbstversorgung kostet, wenn man berücksichtigt, dass mein Freund ja auch sehr viel macht. Der ist zwar bei den Tieren nicht ganz so enthusiastisch wie ich, aber er backt unser Brot komplett selber und hilft auch ganz viel im Garten mit, sodass diese zehn Stunden, die bei meinem kleinen Experiment herumgekommen sind, nicht allein auf meinen Schultern lasten.

Natürlich dauert am Anfang, wenn man noch gar keine Erfahrung hat, alles viel, viel länger.

Ich habe jetzt seit ich zwölf bin Ziegen, also seit 13 oder 14 Jahren. Da habe ich meine Abläufe und weiß genau, was ich mache, sodass ich mir wirklich viel Arbeit sparen kann.

Zeit sparen im Selbstversorger-Garten

Und im Garten haben wir mittlerweile auch so viel Erfahrung, dass der Garten zwischen Aussaat und Ernte kaum noch Arbeit macht.

Das ist auch etwas, worüber ich gerne noch mal in einem separaten Artikel schreiben möchte, weil es super coole Anbau-Techniken gibt, die einem im Garten ganz, ganz, ganz viel Arbeit ersparen können.

Wir gießen zum Beispiel fast gar nicht und wir haben fast kein Unkraut im Garten. Das spart immens viel Arbeit!

Generell mache ich mir immer Gedanken über Abläufe, egal ob es bei den Tieren ist, in der Küche oder im Garten, und überlege mir, wie ich die Arbeiten möglichst effizient verrichte. Gerade wenn es um Arbeiten geht, die ich jeden Tag machen muss, damit es dann wirklich gut und reibungslos funktioniert im Alltag.

Ich weiß von mir selber, dass wenn ich vor einem neuen Projekt stehe – egal, ob das jetzt Hühnerhaltung ist oder ob ich Wurst selber machen will – dass dieses Projekt in meinem Kopf immer so riesengroß ist und dass ich mir immer vorstelle, wie viel Arbeit das wohl sein muss.

Und wenn ich es dann selber mache und ein bisschen reinkomme und mehr Erfahrung sammele, dann merke ich, dass es eigentlich gar kein Hexenwerk ist.

So ist es bisher bei allem, was wir in der Selbstversorgung ausprobiert haben, gewesen. Also traut euch, große Träume zu haben, und traut euch, rauszugehen und einfach loszulegen.

Natürlich will ich nicht sagen, dass ihr 1000 Projekte auf einmal anfangen sollt, alles schön der Reihe nach. ;) Aber ich finde, man muss sich schon etwas zutrauen und man muss den Mut haben, einfach mal zu machen! :)

Was sind deine Erfahrungen? Wie aufwändig ist es, als Selbstversorger aus dem eigenen Garten zu essen? Ich freue mich über deinen Kommentar!

11 Kommentare

  1. Sabine Fischer sagt

    du bist doch für niemanden Rechenschaft schuldig. Finde es toll von mir hast du ein großer Respekt. . Möchte es auch gerne machen. Mein Problem ist das gießen. Wohne im Schwarzwald direkt am Berg. So wie ich gieße läuft das Wasser durch den Boden. Hast du mir da Tipps

  2. Hallo Marie, danke für diesen tollen Beitrag! Mich würde interessieren was das 3-Phasen-Gartensystem genau ist? Herzliche Grüße Lena

  3. Kathrin sagt

    Das ist ei spannender Artikel! Vielleicht magst du ja auch noch deine Käse- und brotrezepte mit uns teilen ♡?

  4. Gerti Knöpfle- Hartmuth sagt

    Hallo Marie,
    ich finde Deine Veröffentlichung sehr toll und hoffe dass Du Vorbild für viele junge Leute bist bzw. wirst. Ich, heute 50 Jahre alt, ein Bauernkind mit Selbstversorgergarten, Natur und Tieren aufgewachsen habe mein eigenes Leben heute so ausgestaltet wie es mir meine Mutter und Großeltern vorgelebt haben. Neben meinem Beruf den ich in Teilzeit ausübe bewirtschafte ich einen großen Gemüse- und Obstgarten, backe Brot, wir halten 16 Hühner und ich versuche damit meinen eigenen Kindern Vorbild zu sein. Vorbild im Umgang mit der Natur, Wertschöpfung gegenüber unserer Nahrung und dem Leben. Vor 25 Jahren bin ich für meine Lebensweise von anderen „belächelt“ worden, doch heute macht es mich meine Lebensform noch glücklicher als damals, weil ich überzeugt bin dass dies der richtige Weg ist! Dir wünsche ich weiterhin alles Liebe und Gute in Deinem Wirken.

  5. Katrin sagt

    Liebe Marie, natürlich kann man das auch alles in kleinen Dimensionen nebenbei mache, und ich bewundere Deine Kraft und Deine Antrengung. Je grösser aber die kleine vollbiologische Landwirtschaft in Eigenregie wird, umso mehr wirst Du feststellen wie wenig es zu einem Vollzeitjob passt. Ich habe daher schon vor Jahren mein Berufsleben aufgegeben und mich im spirituellen Bereich selbstständig gemacht. So kann ich tagsüber für Tiere und Garten und Weiden da sein und alles erledigen (aber ich habe auch ein sehr grosses Programm) und abends für meine Kunden und Geld verdienen, und auch fühle ich, ist die körperliche Arbeit in der Natur und mit den Tieren ein schöner Ausgleich zu den abendlichen geistigen Tätigkeiten und Gesprächen und Spirituellen Dingen. Ich dachte mir eben, ganz oder gar nicht und es pass so für mich. Einen Vollzeitjob könnte ich mit einem Hof, Gärten, vielen Tieren nicht mehr ausüben und will es auch gar nicht.
    Liebe Grüsse und tolle Seite!

  6. Manuela sagt

    Hallo Marie!
    Ich finde es bewundernswert wie du das alles hinbekommst. Du erwähnst im Video dass du eine eigene Firma hast. Mich würde interessieren, welchem Brotberuf Du nachgehst, bzw. welche Firma das ist. Ich nehme an, du arbeitest von zuhause aus.
    Lg,
    Manuela

    • Marie sagt

      Hallo Manuela,
      Wurzelwerk ist mein Beruf, vor allem meine Kurse. :) Wir begleiten jedes Jahr eine Gruppe (wundervoller) Gartenverrückter durch die Gartensaison, das ist wirklich der beste Job überhaupt! Ich arbeite teilweise von zuhause, aber wir haben auch ein gemütliches kleines Büro.
      Viele Grüße zurück!
      Marie

  7. Ina sagt

    Liebe Marie, ich fand deinen Artikel richtig interessant. Ich habe seit ca 6 Jahren auch einen Gemüsegarten und wir haben jetzt zwei Jahre lang richtig Erfolge gehabt. Ich stimme dir absolut zu: Wässern und Unkraut sind auch meine Zeitfresser in der Sommersaison und ich würde mich riesig freuen, wenn du zum Thema mulchen und Beetaufbau noch ein paar Tipps geben wirst.
    Wir vergrößern dieses Jahr auch nochmal den Gemüsegarten nach deiner Pappkarton-methode -ich bin gespannt, ob das lästige Umgraben und Unkraut jähten damit der Vergangenheit angehört.

    Wir haben übrigens auch zwei Ziegen und Hühner: das zeitaufwändigste ist das Ausbrechen unserer zwei Tanten- das sind wahrhaftig zwei Rabauken, die aus mir nicht ersichtlichen Gründen bei Langeweile direkt ausbüxen. Füttern, Eier holen und Misten laufen eher nebenbei :))

  8. Regine sagt

    Ich hätte 20 Stunden geschätzt?
    Aber ein Profi wie du schafft es sicher schneller!
    Bin gespannt auf deine arbeitsparenden Tipps!
    Glg Regine

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert