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Schwarzwurzel: Unterschätztes Wintergemüse aus dem Garten!

Sind wir mal ehrlich: Eine Gartenschönheit ist die Schwarzwurzel wirklich nicht. Sie macht es einem auch nicht leicht, sie ins Herz zu schließen: Die Schwarzwurzel zickt, wenn es um die Ernte geht, sieht aus wie ein runzeliger, dreckiger Ast, und klebt beim Schälen fürchterlich! Warum ich trotz alledem großer Fan der schwarz-weißen Wurzel bin und wie ich mit ihren Herausforderungen klarkomme, kannst du hier Schwarz auf Weiß nachlesen. Also los geht´s!

Inhaltsverzeichnis:
Wissenswertes über die Schwarzwurzel
Der perfekte Standort
Schwarzwurzel säen
Schwarzwurzeln hegen und pflegen
Schwarzwurzel: Die Ernte
Meine Lieblingsrezepte

Wissenswertes über die Schwarzwurzel

Die Schwarzwurzel wird auch Winterspargel genannt. Ist sie einmal aus ihrem schwarzen Mantel befreit, hat die Wurzel optisch große Ähnlichkeit mit weißem Spargel. Insbesondere, wenn sie gerade in einem leckeren Weißweinsud im Ofen dämpft. Leckerschmecker! Am Geschmack kannst du die beiden aber immer noch einfach unterscheiden: Schwarzwurzeln schmecken eher nussig, aber genau wie Spargel unfassbar lecker. ;)

Ein absolut überzeugendes Argument für die Schwarzwurzel ist ihre Winterhärte. Du musst sie nicht zu einem bestimmten Zeitpunkt abernten und haltbar machen. Wann immer dir danach ist, gehst du einfach in den Garten und holst dir ein paar frische Wurzeln. Ja genau, auch im Januar oder Februar!

Dieses (äußerlich) hässliche Entlein aus dem Gemüsegarten hat noch ein weiteres Ass im Ärmel: Wusstest du, dass Schwarzwurzeln gesund sind? Und nicht nur so ein bisschen! Sie sind der absolute Oberhammer, was ihre Nährstoffe angeht. Nur Nüsse, Kerne und Öle haben einen höheren Anteil an Vitamin E! Da kann kein anderes Gemüse mithalten.

Auch in Sachen Eisen ist die Schwarzwurzel gut mit dabei – da macht sie dem Spinat fast Konkurrenz! Das Eisen sorgt bei uns unter anderem für eine vermehrte Bildung von roten Blutkörperchen. Also eine absolut wertvolle Ergänzung im winterlichen Speiseplan.

Wenn du Schwarzwurzeln noch nicht kennst, probier sie lieber erst in kleineren Mengen. Dass Schwarzwurzeln Blähungen verursachen können, ist nämlich nicht nur ein Geruch äääh Gerücht. Bei den meisten von uns ist der industriell geprägte Magen-Darm-Trakt das in der Schwarzwurzel enthaltene Inulin nicht mehr so richtig gewohnt.

Aber kein Problem, du kannst deinen Darm langsam „trainieren“ – dann lösen sich die Schwarzwurzeln Blähungen wortwörtlich in Luft auf. ;) Übrigens ist Inulin ein Präbiotikum und bereichert unsere Darmflora super arg!

Gedämpfte Schwarzwurzeln

Der perfekte Standort für die Schwarzwurzel

Die Schwarzwurzel liebt tiefgründige, feinkrümelige, super fluffige Böden und ein sonniges Plätzchen. Lockere deine Beete auf jeden Fall kräftig auf, am besten mit einer Doppelgrabegabel.

Die Schwarzwurzel ist Teil der großen Korbblütler-Familie und damit verwandt mit Topinambur, Artischocke, Chicorée, den meisten Salaten, Zuckerhut und Haferwurzel.

Ich nutze super gerne Techniken, wie die Fruchtfolge und Mischkulturen, um das Beste aus meinen Beeten rauszuholen und um Schädlinge und Pflanzenkrankheiten zu vermeiden. Als Mischkulturpartner für Schwarzwurzeln bieten sich Lauch, Ringelblumen, Salat, Bohnen, Karotten und Radieschen an. Eher ungünstig als direkter Beetnachbar ist Mangold

Dir raucht der Kopf, wenn du an Themen wie Fruchtfolge und Mischkultur denkst? Gar kein Problem. Ich habe hier einen fix und fertigen Beetplan für dich, in dem das alles mit bedacht ist. Die Schwarzwurzel pflanzt du einfach dahin, wo sonst der Salat hinkommt. ;)

Schwarzwurzel säen

Das Saatgut der Schwarzwurzel ist etwas Besonderes: Die Samen sind ungewöhnlich lang, wie winzige, feine Holzstäbchen. Sie zerbrechen schnell und brauchen eine zarte Hand. Sei also ganz behutsam mit ihnen.

Schwarzwurzelsamen haben eine recht kurze Keimfähigkeit von ungefähr zwei Jahren. Verwende also am besten immer frisches Saatgut und säe ältere Samen deutlich dichter als vorgesehen. Vereinzeln kannst du die Schwarzwurzel Pflänzchen später immer noch. ;)

Zwischen zwei Reihen lässt du einen Abstand von 30 cm, der Abstand zwischen zwei Schwarzwurzel Samen innerhalb der Reihe beträgt 8 cm. Aussaat ist üblicherweise im Februar bis März, sobald sich der Boden bearbeiten lässt. Die gesunde Wurzel blockiert das Beet dann eine ganze Weile – bis in den nächsten Winter hinein.

Schwarzwurzel Samen brauchen relativ lange für die Keimung und dürfen dabei nicht austrocknen. Pass also auf, dass du das Beet gut feucht hältst, bis sich die ersten grünen Spitzen zeigen.

Ich baue übrigens am liebsten die Sorte „Hoffmanns Schwarze Pfahl“ an.

Pssst: Genau wie Karotten und Pastinaken kommt die Schwarzwurzel immer direkt ins Beet. Die Anzucht im Haus kannst du also getrost außer Acht lassen.

Schwarzwurzel hegen und pflegen

Wenn sie einmal gekeimt ist, wird aus der Schwarzwurzel eine super robuste und pflegeleichte Pflanze. Zu viel Stickstoff mag sie allerdings nicht. Dann wird ihre Wurzel schwammig. Düngen musst du sie also nicht. Wenn du gerade eh mit der Gießkanne durch den Garten läufst, dann gönne deinen Schwarzwurzeln hin und wieder einen Schluck Wasser. Das können sie sehr gut vertragen.

Ab und an werden Schwarzwurzeln vom echten Mehltau befallen. Wie du dem vorbeugst, und was du tun kannst, wenn er doch bei dir ausgebrochen ist, kannst du hier nachlesen.

Wühlmäuse freuen sich leider auch über Schwarzwurzeln in deinen Beeten. Wenn du mit diesen Plagegeistern zu kämpfen hast, kannst du hier ein paar Tipps abstauben, um deinen Garten wühlmaussicher zu machen.

Schwarzwurzel: Die Ernte

Ein Zitat von Goethe besagt: „Was man schwarz auf weiß besitzt, kann man getrost nach Hause tragen.“. Was für ein schlauer Kerl! Ich glaube zwar nicht, dass in diesem Zusammenhang die Schwarzwurzel gemeint war, aber es passt richtig gut – ich trage sie in meinem Erntekorb nämlich gern in Richtung Küche! ;)

Wenn das Laub der Pflanze schlapp wird und nach und nach abstirbt, kann es losgehen mit der Ernte. Die Schwarzwurzel Saison beginnt im Oktober und kann sich bis in den April ziehen – du hast also eine ganze Weile etwas von der köstlichen Wurzel.ƒ

Lockere den Boden entlang der Beetreihen zunächst vorsichtig mit deiner Grabegabel und ziehst die Wurzeln dann ganz behutsam aus der Erde. Die kleinen Schlingel brechen dabei leider liebend gerne ab – verwerte sie also möglichst bald, damit die ganzen guten Inhaltsstoffe nicht verloren gehen.

Sei dabei ganz behutsam: Wenn du die Wurzel beim Ernten verletzt, tritt der kostbare Milchsaft aus und die Wurzel hält sich nicht mehr lange. Aber wenn du sie wie ich eh immer nur nach Bedarf erntest, musst du sie zum Glück ja nie lange lagern.

Die Schwarzwurzel ist eine gesunde und unkomplizierte Kandidatin, wenn du Gemüse suchst, das dich über den Winter bringt. Mit ihr im Beet gehst du einen großen Schritt in Richtung Unabhängigkeit und Selbstversorgung. Ein weiterer Grund, warum ich sie so liebe!

Wenn du dich fürs Selbstversorgerdasein interessierst, dann ist dieses Video etwas für dich. Darin erzähle ich, wie ich meinen Jahresbedarf an Essen anbaue und so – zumindest gemüsetechnisch – zur Selbstversorgerin geworden bin. Schau doch mal rein. ;)

Meine Lieblingsrezepte

Früher war ich schon genervt von dem Gedanken, das kostbare weiße Innere der Schwarzwurzel aus ihrem schwarzen Mantel zu bekommen… Alles war dreckig und klebrig. Ich hatte tagelang fleckige Finger – und von Verfärbungen auf der Kleidung und Arbeitsfläche fangen wir lieber gar nicht an. Sie macht’s einem nicht einfach, die Schwarzwurzel…

Dabei gibt es einen genialen Trick, um diesen fiesen Charakterzug der Schwarzwurzel zu umgehen. Ich schäle sie mittlerweile einfach in einer großen Schüssel unter Wasser! Nichts klebt oder wird braun. Ein richtiger Gamechanger, dieser Trick!

Wenn du deine Schwarzwurzeln im Laden kaufst, würde ich übrigens eher zu den dünneren Wurzeln greifen. Die sind deutlich zarter als die ganz dicken Brummer.

Mit Schwarzwurzeln lohnt es sich, in der Küche ein bisschen herumzuprobieren. Sie schmecken super lecker gepämpft, als Püree, als Ofengemüse oder im Risotto. Hier meine zwei allerliebsten Schwarzwurzel Rezepte.

Milchsaft Schwarzwurzel

Schwarzwurzel in Weißweinsud

Mmmmmh lecker! Sowohl Spargel als auch Schwarzwurzel mache ich super gerne im Backofen in einem köstlichen Weißweinsud. Das Resultat ist so unglaublich lecker! Dazu ein bisschen selbstgebackenes Brot – um auch das letzte bisschen Sud aus der Form noch zu erwischen. Yams! :)

Das Rezept hat allerdings einen Haken: Ich kann euch keine Mengenangaben verraten… Es ist so ein klassisches Bauchgefühl-Rezept. ;) Also, hör auf deinen Bauch beim Kochen!

Los geht’s!

Zuerst der Sud. Ich rühre ungefähr im Verhältnis 1:1 eine Mischung aus Weißwein und Gemüsebrühe an. Am liebsten natürlich mit eigens hergestellter Garten-Brühe. ;) Ein paar Umdrehungen mit der Pfeffermühle, ein bis zwei Prisen Salz und ein Hauch Muskat dürfen auch noch in die Flüssigkeit.

Jetzt kommen die – mit Trick 17 – geschälte Wurzeln in eine Auflaufform. Den Sud gieße ich darüber. So viel, dass die meisten Schwarzwurzeln bedeckt sind. Wenn ein paar weiße Stangen rausschauen, ist das nicht schlimm. Im Gegenteil. Auf denen kannst du noch ein paar Flöckchen Butter verteilen.

Die Auflaufform kommt in den auf 170°C vorgeheizten Backofen. Ich stelle gerne noch eine Schüssel mit Wasser dazu, so dämpft das Gericht richtig schön.

Je nach Wurzeldicke variiert die Garzeit natürlich stark. Mache nach 25-30 Minuten einfach mal einen kleinen Pieks-Test mit einer Gabel: Du kannst ohne Gewalt reinstechen? Yippieh! Garniere deine Schwarzwurzeln mit etwas frischer Petersilie und denk an das Brot zum Tunken. Aber auch Kartoffeln schmecken in dem Sud super lecker.

Winterlicher Schwarzwurzel-Salat

Wenn es ein winterlich angehauchter Salat für dich sein darf, könnte dir dieses Rezept gefallen:

Die geschälten Schwarzwurzeln schneidest du in mundgerechte Stücke und gibst sie in einen Kochtopf mit kochendem, gesalzenem Wasser. Gib gern noch einen Spritzer Zitronensaft mit ins Wasser. Koche die Schwarzwurzeln etwa 10 Minuten lang. Am besten kontrollierst du zwischendurch mal, ob sie gar sind. Ich mag sie am liebsten, wenn sie noch ein bisschen bissfest sind. ;)

Schütte deine Schwarzwurzeln ab und erschrick sie einmal richtig dolle mit kaltem Wasser. Buuuh! :D Jetzt sollten sie so eingeschüchtert sein, dass sie keine Lust mehr haben, noch nachzugaren und matschig zu werden.

Für das Dressing nehme ich etwa gleich viel Honig und Senf. Das ergänze ich um etwas Salz, Pfeffer, ein bisschen Essig und ein Schlückchen Olivenöl. Den winterlichen Touch zauberst du ganz einfach mit etwas frisch gepresstem Orangensaft.

Ich raspele gerne noch Apfel und Sellerie dazu. Auch grob gehackte, geröstete Walnüsse sind für mich ein perfektes Match in diesem Salat. Ich lasse den Salat richtig schön durchziehen, dann ist er nochmal aromatischer. Lass es dir schmecken!

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Mit der richtigen Anbautechnik, dem praktischen Erntetrick und einem Kniff beim Schälen bekommst du die köstliche Schwarzwurzel mir nichts, dir nichts auf den Teller. Sie ist so eine gesunde und köstliche Bereicherung im Winter – probier sie unbedingt mal aus!

Wenn dein Beetplan erst der Anfang einer wundervollen Gartenreise sein soll, dann schau doch mal hier rein:

Wintergemüse anbauen: rund um’s Jahr ernten!

Einmal pflanzen, für immer ernten: DAS Survival-Gemüse!

Gemüse pflanzen für Anfänger: Wann, wie, wo?!

Hast du Erfahrungen mit der Schwarzwurzel? Kennst du vielleicht noch andere gute Tricks? Lass gerne einen Kommentar hier. :)

Dieser Artikel enthält Werbung für den Wurzelwerk-Onlineshop.

9 Kommentare

  1. Günter Bednarz sagt

    So eine super praxisbezogene Gartenseite habe ich noch nicht erlebt. Meine bisher eher unstrukturierte Arbeitsweise werde ich dieses Jahr beenden. Vor allem die Anbaureihenfolge und wiederholter Anbau ist genial.
    Habe mir schon mal jede Menge Kompost besorgt.
    Weshalb sollen diese Beete eigentlich so eigehaust werden?

    • Katrin von Wurzelwerk sagt

      Hallo Günter,

      danke für dieses liebe Feedback!
      Mit der Einfassung und der Rasenkante verhinderst du, dass sich das Gras das Beet sofort zurückerobert! ;)

      Liebe Grüße
      Katrin von Wurzelwerk

  2. M. Freitag sagt

    Dass die Schwarzwurzel wieder beliebter wird, liegt auch am veränderten Verhalten der Konsumenten. Der Trend geht heute eher wieder dahin, dass man das kocht, was die Saison hergibt.

  3. Elisabeth Carda sagt

    Da fällt mir noch ein: Was ist aus der Idee mit dem Verschicken von Samen geworden ? Da wäre doch Schwarzwurzel und dicke Bohnen gleich beim ersten Quartal dabei, oder ?

  4. Elisabeth Carda sagt

    Danke, ich merke mir das für Februar vor ! Da kann ich das dann gleichzeitig mit den dicken Bohnen anbauen. Das paßt doch sicher gut zusammen, oder ? Und wenn die dicken Bohnen aufgegessen sind, kommen Ringelblumen an die Stelle….

    • Saskia Wurzelwerk sagt

      Hallo Elisabth, ja genau, das passt super mit den Bohnen!
      Liebe Grüße,
      Saskia von Wurzelwerk :)

  5. Sonja sagt

    Hallo Marie,
    erstmal finde ich deinen Blog super gut! Dank dir hatte ich den Mut und einen Plan ;) in unserem Garten ein Kompostbeet anzulegen. Handwerklich bin ich semibegabt und im Gärtnern hatte ich keine Erfahrung. Aber das Beet war bisher ein echter Hingucker und hat ordentlich was abgeliefert. Danke für die vielen Tipps!!! Mich hat das Gärtnerfieber gepackt.

    Vielleicht probiere ich es im nächsten Jahr mit der Schwarzwurzel, dazu hätte ich aber noch eine Frage: ich habe Wurzelhalsläuse an meinen Karotten gehabt. Das war deprimierend, weil die ja so ewig wachsen. Müsste ich da bedenken haben, was die Schwarzwurzel angeht?
    Ich habe zwar 4 Bereiche in meinem Beet (Fruchtfolge), aber die Läuse sind doch sicher überall, oder?

    Freue mich über einen weiteren Tipp dazu :)

    Viele Grüße
    Sonja

    • Saskia Wurzelwerk sagt

      Hallo Sonja und Danke für deinen lieben Worte :) Gegen Wurzelhalsläuse kannst du mal Rainfarn- oder Brennnesselbrühe probieren, das mögen sie echt gar nicht ;). Ansonsten hilft nur ein engmaschiges Netz!
      Liebe Grüße,
      Saskia von Wurzelwerk :)

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